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Coaching und Brot | ?

Zuerst einmal: ich bin wieder da. Nach dreieinhalb Monaten voller schöner Reisen in Europa und Südostasien mit vielen Eindrücken und Inspirationen geht es weiter mit Coaching, Lehren und Schreiben. Ein schönes Gefühl.

 

Doch wieso Coaching und Brot? Klar, Coaching ist Teil meines Broterwerbs. Hier geht es jedoch um die Frage Produkt oder Dienstleistung. Mit Erstaunen stelle ich fest, dass mehr und mehr Berater von ihren Beratungsprodukten sprechen. Da Coaching auch eine Form der Beratung ist, möchte ich widersprechen.

 

Ware Produkt Dienstleistung

[03.01.2018: Der betriebswirtschaftliche Oberbegriff lautet Ware. Eine Ware ist eine Dienstleistung oder ein Produkt oder eine Kombination aus beidem.]

 

"Ein Produkt kann ich in die Hand nehmen, eine Beratung nicht, also ist sie eine Dienstleistung, wie eine Autoreparatur." (Eine Kollegin)

 

Doch warum kommen gerade Deutsche mit dem Begriff "dienen" nicht so gut zurecht? Mit dem Wort "leisten" allerdings eher.

 

Beratung - Dienstleistung oder Produkt?

Ich bin zwar nicht glücklich mit dem Begriff Beratungsprodukt, aber ich muss Zugang zu meinen möglichen Kunden finden. Die Manager verstehen Produkt, da wissen sie dann, was sie einkaufen. Drei Tage für das Produkt 'Organisationsanalyse'. Wenn ich einfach über Beratung spreche, und dann vielleicht auch noch über Reflexion und das Hinterfragen von Zielen, Strategien und Handlungen, dann steigen sie [die Manager] nicht ein." (Ein Kollege)

 

Ich halte das für eine Unterschätzung unserer Klienten. Diese wissen sehr wohl, was ein Brot, eine Autoreparatur und eine Beratung sind. Sie können auch zwischen dem Produkt Software und der Dienstleistung Software-as-a-Service, nämlich der fortgesetzten Unterstützung bei der Nutzung einer Software unterscheiden. Es ist an uns Beratern und Coaches zu erläutern, welcher Aufwand und welcher Nutzen durch eine Beratung für sie entstehen. Wir müssen in der Lage sein, auch die sogenannten weichen Faktoren wie Arbeitszufriedenheit, Identifikation mit dem Unternehmen und (Weiter)Entwicklung der Unternehmenskultur in harte Währung umzurechnen. Dass dieses funktioniert, haben Forschung und Entwicklung in der Arbeits- und Organisationspsychologie und der Betriebswirtschaftslehre in den letzten Jahrzehnten gezeigt.

 

Frei nach Ruth Cohen, die gesagt hat: "Never work harder than your client": "Never underestimate your client." Also liegt es nahe, Klienten, Kollegen und Studierende (dazu mehr in einem späteren Blogeintrag) wert zu schätzen, und über genau das zu sprechen, was wir Berater und Coaches tun: Dienste leisten.

 

Dienstleistung Beratung - selbst-bewusst

Apropos Broterwerb. In meinem Selbstverständnis als Coach bedeutet das auch, nur dann aktiv zu werden, wenn es angebracht ist.

 

Es gibt Menschen, die kein Coaching brauchen. Sie sind auch schon mit Anfang dreißig oder auch älter sehr wohl in der Lage, strukturiert ihre Werte, ihre Ziele und mögliche Umsetzungen in der Auseinandersetzung mit ihrer Umgebung zu reflektieren und sich auf den Weg zu machen. In diese Reflexionen fließen sowohl Beruf als auch Lebenspartner, (zukünftige) Familien und Freunde ein. Diese Menschen beherrschen Lebensbalance.

 

So etwas erkennen sie und ich zum Beispiel bei Gesprächen zum Coaching während eines Spaziergangs im Park. Es ist ein schönes Gefühl, diesen Menschen sagen zu können: "In meinen Augen brauchen Sie kein Coaching, Sie können es schon." - "Wollen Sie denn gar kein Geld verdienen?" - "Nicht mit Menschen, die eine Leistung von mir nicht wirklich brauchen. Aber empfehlen Sie mich gerne weiter."

 

Ich freue mich, dass ich mit einer von ihnen eine Seminar-Dienstleistung entwickle und anbieten werde.

 

Christa Weßel - Mo, 14. April 2014

 

Blogrubrik Organisationsentwicklung

 

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