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Stärken stärken

Vom Sinn der Ressourcen orientierten Sichtweise

Trampolinsprung

In den letzten Tagen hatte ich das große Vergnügen, eine Dissertation aus der Wirtschaftsinformatik über das Management von IT-Agilität von Alexander von Rennenkampff zu lesen (Quelle siehe unten). Einiges kannte ich, einiges habe ich vertiefen können und einiges habe ich neu gelernt.


Vieles hat der Autor hervorragend dargestellt, von dem ich die Ressourcen orientierten Sichtweise  - resource based view - herausgreifen möchte, weil es natürlich nicht ausblieb, dass ich diese Arbeit durch die Brille der Organisationsentwicklerin und insbesondere mit der Philosophie der Wertschätzenden Erkundung im Hinterkopf las.

Die Arbeit stellt drei Eigenschaften von Ressourcen vor, die einer Organisation nachhaltige Wettbewerbsvorteile verschaffen. Sie sind unnachahmlich, nicht ersetzbar und nicht mobil. Die Arbeit bezieht sich dabei auf auf Wade und Hulland (2004). Im Folgenden habe ich mir für diese Eigenschaften einige Beispiele überlegt.

Unnachahmliche Ressourcen:

  • einzigartige historische Entwicklung - Beispiele: Charité Berlin, Harvard University, katholische Kirche, Greenpeace, Nasa, Siemens, ...
  • Ursache und Wirkung sind unklar - Beispiel: Greenpeace - Ausdauer, Öffentlichkeitsarbeit, rechtliche Konstruktion (Stiftung niederländischen Rechts) und Wirtschaftlichkeit, zur richtigen Zeit am richtigen Ort, Netzwerken, ...
  • sozial - persönliche Beziehungen und der Ruf einer Organisation schaffen Vertrauen oder auch eben nicht: ist der Ruf erst ruiniert ... Vertrauen und Reputation sind das Kapital von Organisationen. Beispiele: Der "Werkplaats" des Jachthafens hier in Hindeloopen (dort schreibe ich dies gerade).


Nicht ersetzbare Ressourcen:
Beispiele: Rezept Coca-Cola - Es gibt etliche Versuche, das nachzuahmen.

Nicht mobile Ressourcen:
"Schließlich darf eine Ressource nicht mobil sein, um nachhaltige Wettbewerbsvorteile zu generieren. Mobil bedeutet in diesem Zusammenhang, dass Wettbewerber in der Lage sind, diese Ressource zu erwerben. Beispielsweise lassen sich Maschinen oder Computerhardware relativ leicht erwerben, während Erfahrung oder spezielles Know-how wesentlich schwerer erwerbbar ist. Nahezu unmöglich sind der Erwerb und damit die Mobilität von Unternehmenskultur oder Markenimage (Wade und Hulland 2004, S. 117)." (zitiert nach von Rennenkampff 2015, Seite 75)

Und jetzt wissen Sie, warum ich als Organisationsentwicklerin und Freundin der Wertschätzenden Erkundung wieder einmal in der Wirtschaftsinformatik leuchtende Augen bekam. Es geht neben IT eben immer um Menschen, Werte, Normen, Beziehungen, Kultur und das Potential von Menschen und Organisationen.

Hinzu kommt, dass in von Rennenkampffs Arbeit die interviewten Experten betont haben, wie wichtig die IT-Architektur und das IT-Personal für eine hohe IT-Agilität ist und wie gleichzeitig schwierig die Einflussnahme darauf ist. In der Arbeit finden Sie dies auf S. 115 "Relative Bedeutung und Änderbarkeit der Handlungsfelder". Hieran wird in meinen Augen deutlich, wie wichtig Organisationsentwicklung, die Berücksichtigung der Kulturen von Organisationen, Bereichen und Teams (IT hat oft eine Subkultur, [25.01.2018] siehe Band Menschen der Buchreihe Elche fangen ... Basiswissen Consulting für Berater und Führungskräfte, Kapitel "Kulturen und Vielfalt") und eine Veränderung ausgehend von den Stärken und Möglichkeiten im Sinne einer Wertschätzenden Erkundung sind.

Bitte bedenken Sie, die Arbeit "Management von IT-Agilität: Entwicklung eines Kennzahlensystems zur Messung der Agilität von Anwendungslandschaften" dreht sich um harte, messbare Kennzahlen zur IT-Agilität. Einen ersten Eindruck können Sie im Artikel von Nissen / von Rennenkampff / Termer (2012) bekommen. Vielleicht sind Sie ja auch neugierig auf die Arbeit selbst geworden.

Christa Weßel - Dienstag, 1. September 2015

 

Hier genannte Quellen

  • von Rennenkampff A. Management von IT-Agilität: Entwicklung eines Kennzahlensystems zur Messung der Agilität von Anwendungslandschaften. Dissertation. Technische Universität Ilmenau, Fakultät für Wirtschaftswissenschaften und Medien. Ilmenau, Universitätsverlag Ilmenau 2015 - http://www.db-thueringen.de/servlets/DocumentServlet?id=26281
  • Nissen V, von Rennenkampff A, Termer F. IT-Architektur als Maß für die IT-Agilität. In: Mattfeld DC und Robra-Bissantz S (Hrsg) Tagungsband der Multikonferenz der Wirtschafsinformatik (MKWI). Berlin, GITO 2012: 931–942. - http://rzbl04.biblio.etc.tu-bs.de:8080/docportal/servlets/MCRFileNodeServlet/DocPortal_derivate_00027497/Beitrag195.pdf
  • Wade M und Hulland J (2004) Review: The resource-based view and information systems research: Review, extension, and suggestions for future research. MIS quarterly 28(1): 107–142. (zitiert nach von Rennenkampff 2015)

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