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Sollen alle studieren?

Akademisierung nicht-ärztlicher Gesundheitsberufe und Karriere

Pflegende, Therapeuten und technische Assistenten im Gesundheitswesen können in zunehmenden Maß neben der klassischen Ausbildung in Krankenhäusern und Krankenpflege- und Fachschulen auch studieren. Damit sollen der zunehmende Bedarf an Differenzierung und wissenschaftlich-theoretischem Fertigkeiten auch in diesem Berufen gedeckt werden.

 

Um welche Berufe handelt es sich?
Wie sollten Studium und praktische Ausbildung aussehen?
Welche Karrierewege stehen den Absolventen offen?
Wie sollte das Personalmanagement von Einrichtungen im Gesundheitswesen mit den Studierenden und Absolventen umgehen?
Welchen Nutzen haben Praxisbetriebe, die Studierenden und Hochschulen davon?

 

Und schließlich: Wie sollten die Curricula, die Inhalte der Studiengänge aussehen? Welche didaktischen und organisationstheoretischen Konzepte stehen zur Verfügung? Wie sollte die Umsetzung aussehen?

 

Um diese Fragen ging es vor zwei Tagen an der Dualen Hochschule Mannheim. Zwei Vorträge und ein Konzept gehen auf diese Fragen ein:

  • Vortrag 1: Modernes Personalmanagement und Karrieremodelle im Gesundheitswesen im Zusammenhang mit der Akademisierung von Pflege- und Therapieberufen
  • Vortrag 2: Organisationsentwicklung und Change Management: Praxis, Lehre und Forschung in den Angewandten Gesundheitswissenschaften
  • Konzept: Weiterentwicklung des Studienganges "Angewandte Gesundheitswissenschaften" an der DHBW Mannheim. 

Die Vorträge und Gespräche entwickelten sich zu einem Dialog, in dem vor allem die Studierenden die Frage stellten: Sollen alle weg vom Krankenbett qualifiziert werden? Nein. Wie auch in "Quo vadis Gesundheitswesen" beschrieben, wird es um ungefähr zwanzig Prozent der nicht-ärztlichen Gesundheitsberufe gehen.

 

Multimorbidität, chronische Erkrankungen und das höhere Alter eines wachsenden Anteils der Bevölkerung machen eine Gesundheitsversorgung nach den Grundsätzen der Evidence-based Practice erforderlich. Evidence-based Practice beruht auf drei Säulen: aktuellen wissenschaftlichen Erkenntnissen, der persönlichen Berufserfahrung und dem individuellen Bedürfnis des Patienten. Wissenschaftliche Erkenntnisse, also Ergebnisse von Studien müssen Sie lesen und interpretieren können. Dazu ist eine akademische Ausbildung erforderlich.

 

Einrichtungen des Gesundheitswesens sind komplexe soziotechnische Systeme, die eine zunehmende Differenzierung der Professionen erfordern. Auslöser sind Themen wie Qualitäts- und Risikomanagement, Prozessmanagement, zum Beispiel die Entlassung von Patienten mit einer oder mehreren chronischen Erkrankungen und die rasante Weiterentwicklung der Medizintechnik und -Informatik.

 

Das Selbstverständnis der Professionen muss sich weg von geringer Wertschätzung, wie sie unter anderem im "Doctor-Nurse-Game" auftritt hin zu interdisziplinärer "über den Tellerrand schauender" Zusammenarbeit entwickeln Hierzu können Lehrinhalte wie Methoden- und Schlüsselkompetenzen wichtige Grundlagen vermitteln. 

 

Ich bin gespannt, wie sich die Situation zum Beispiel in Baden-Württemberg entwickeln wird. Zwanzig Prozent der Auszubildenden in Gesundheitsberufen bedeutet allein in diesem Bundesland 3400 Studierende pro Jahr. Ich freu mich darauf.

 

Christa Weßel - Mi, 20. November 2013

 

Quellen [hinzugefügt am 03.01.2018]

  • Weßel C. Modernes Personalmanagement und Karrieremodelle im Gesundheitswesen im Zusammenhang mit der Akademisierung von Pflege- und Therapieberufen. Vortrag. Duale Hochschule Baden-Württemberg, Mannheim 18. November 2013. - pdf 
  • Weßel C. Organisationsentwicklung und Change Management: Praxis, Lehre und Forschung in den Angewandten Gesundheitswissenschaften. Vortrag. Duale Hochschule Baden-Württemberg, Mannheim 18. November 2013. - pdf
  • Weßel C. Weiterentwicklung des Studienganges "Angewandte Gesundheitswissenschaften" an der DHBW Mannheim. Konzept. Duale Hochschule Baden-Württemberg, Mannheim 18. November 2013 - Handout pdf

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