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Autsch

... Wenn der Fehler-Elch einem Profi auf die Füße tritt

"Ich hoffe, dass ich aus diesem Fehler lerne." - "Bestimmt, und dann machen wir - ich auch - zwei Tage später den nächsten." Worte meines sehr geschätzten Anwalts, als wir uns vor einigen Jahren über einen Fall unterhielten.


Stimmt. Die Frage ist, wie wir damit umgehen. Manchmal macht es dann richtig "autsch". Und zwar dann, wenn wir es eigentlich besser wissen müssten. Die Rede soll hier davon sein, wie mir ein Fehler-Elch auf die Füße trat. Wie ich, die doch eigentlich dieses Thema aus dem FF kennen müsste, in eine ganz banale Falle geraten bin. Es geht um

 

Zeitpuffer im Projektmanagement

Im Management, vor allem in Projekten, ist eine gute Einschätzung der benötigten zeitlichen Ressourcen ein wichtiger Erfolgsfaktor. Eine Regel lautet: under promise and over deliver [Tom Peters]. Und es gibt Murphy's Law: Whatever can go wrong will go wrong.


Wenn Sie also annehmen, Sie brauchen vier Wochen, werden Sie vielleicht fünf oder sechs angeben. Wenn Sie Engpässe unter Kontrolle behalten wollen, setzen Sie die Termine etwas früher als unbedingt erforderlich, damit die Lieferungen rechtzeitig eintreffen. Zum Beispiel der Baustein einer Software, eine Analyse, ein Bericht oder eben - die Elch-Bücher.


Denn das ist eine weitere Regel. Dr. C. Northcote Parkinson: "Work expands so as to fill the time available for its completion." – "Arbeit dehnt sich in genau dem Maß aus, wie Zeit für ihre Erledigung zur Verfügung steht."


Den Zeitpuffer habe ich in großen Projekten berücksichtigt, als ich in einer Unternehmensberatung gearbeitet habe. Ich begleite Coaching-Klienten in ihren Projekten, bringe Studierenden diese Arbeitsweise nahe, schreibe darüber und nun bin ich selbst

 

In die Falle getappt

Anfang November: "Wann sind die Bücher fertig?" Antwort des Druckermeisters: "Am 28. November." - "Prima, dann gebe ich als Veröffentlichungsdatum den 6. Dezember an, Rudis Geburtstag." (Rudi Moos ist der Blogger des Weidenborn Verlags.)


Meine E-mail am 1. Dezember an den Druckermeister: "Wie geht es den Elch-Büchern?" - Antwort: "Ich denke, dass wir den 6.12. einhalten können. Ich melde mich am Dienstag, da weiß ich es genauer."


Anruf am Mittwoch, 6. Dezember: Und? - Die Buchdeckenmaschine sei kaputtgegangen. Also würde es noch einige Tage dauern. -- Vielleicht auch Wochen?

 

Was war passiert?

Die Druckerei hatte mit dem Buchbinder den 4. Dezember verabredet. Damit war ja noch Luft bis zum 6.


Der Fehler-Elch: Auch wenn eine gute Zusammenarbeit mit einem Zulieferer besteht, verrate ihm niemals, dass du noch Luft hast, Christa. Menschen schieben Termine. Unternehmen auch, denn diese Bücher sind bestimmt nicht der einzige Auftrag. Und schon mal gar nicht vor Weihnachten.

 

Die guten Seiten der vier Elche

Alle vier - Macht, Beziehungen, Karriere und Fehler - haben dunkle und helle Seiten. Hell sind sie dann, wenn Menschen mit ihnen umgehen, ohne jemandem oder einer Sache oder der Umwelt zu schaden. Sondern eher noch: Nutzen bringen. Macht ist erforderlich, um Entscheidungen umzusetzen. (Auch eine Gruppe kann Macht haben.) Beziehungen haben Menschen immer. Karriere bedeutet Weg. Und aus Fehlern können Menschen lernen, auch etwas über den Umgang mit Fehlern. Denn es kommen ja neue.


Bei den Elch-Büchern ging es noch mal gut. Sowohl die Druckerei als auch die Buchbinderei gingen konstruktiv mit diesem Fehler um. Die Buchbinderei legte nach der Reparatur eine Samstagsschicht ein, die Druckerei lieferte eine kleine Elch-Herde, nämlich einige Kartons voller Bücher frei Haus. Die anderen werden wir so nach und nach selbst aus dem Lager abholen. Und ich? Ich bin gespannt, welcher der vier Elche mir als Nächster begegnet. Und ob er ein helles oder ein dunkles Fell hat.


Christa Weßel - Sonntag, 10. Dezember 2017


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