
Das Fieber ist einigermaßen abgeklungen, meine Hausärztin hält eine Wiederaufnahme meiner Arbeit in drei Tagen für angemessen. Damit ich dann "zehn Stunden Kino und dafür auch noch bezahlt
werden" wieder gut bewältigen kann.
Okay, das ist etwas überzeichnet. Es sind nicht immer zehn Stunden Tage. Und es ist nicht Kino sondern (mit)Machen. Mit Kino meine ich die immer wieder berührenden, hin und wieder traurigen und
manchmal auch lustigen Geschichten, die unsere Patienten und auch wir selbst, die in einer psychiatrischen Klinik arbeiten, in diese Arbeitswelt bringen. Es gibt so oft etwas zum Schmunzeln. Das
war in der Gerontopsychiatrie so und das ist auch nun in der Akutpsychiatrie so. Dass Humor ein gutes Therapeutikum ist, wissen Menschen seit Jahrtausenden in allen möglichen
Kulturen.
Was war denn nun im ersten Jahr Weiterbildung zur Fachärztin für Psychiatrie und Psychotherapie? Viel. Die Essenz, nach der mich kürzlich ein Kollege fragte, habe ich spontan so formuliert:
- Nichts persönlich nehmen - Negatives wie Positives
- Aufgaben vertagen - sonst werden es jeden Tag zehn Stunden, Arbeit gibt es immer
- Menschen (ver)trösten - "ich komme heute Nachmittag zu Ihnen "
Und ich bin erfreut, dass mein Psychiatrie-"Neujahr" auf den ersten März fällt. Meine Vendée hôpital dieses Winters ist zu Ende, die Fahrradtour hin und zurück findet wieder im Hellen statt. Und
die Umstellung von Gerontopsychiatrie auf Akutpsychiatrie ist auf dem Weg.
Die Vendée Globe ist wunderbar bereits im Januar und Februar zu Ende gegangen. Die Leistungen der Frauen und Männer waren wieder beeindruckend. Auch meine Lieblingsskipperinnen und -Skipper sind
gut angekommen: Conrad Colman, der etwas verrückte Neuseeländer mit dem wunderbaren Humor und den sehr guten Erläuterungen zum Segeln; Clarisse Cremer, elegant, witzig und kompetent; Jean LeCam,
der Älteste (*1959), sechs Teilnahmen an der Vendée Globe, fünfmal angekommen, auch als Zweiter, dieses Mal als zwanzigster; Violette Dorange, die Jüngste (*2001), beeindruckend und lustig, sie
freut sich so schön; Boris Herrmann kann das auch. Alle Teilnehmenden, ihre Geschichten und vieles mehr gibt es via https://www.vendeeglobe.org/en/ranking
Justine Mettraux hat es auf dem Punkt gebraucht, als sie als Achte in Les Sables d'Olonne einfuhr. Sie hielt ein großes Schild hoch: "Thanks to my team." Danke also an die Menschen, denen
ich im vergangenen Jahr in der Psychiatrie begegnen durfte und mit denen die Arbeit gut war. Ich freue mich auf die Fortsetzung.
Christa Weßel - Montag, 03 März 2025
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