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Sprachhygiene

... Wenn aus Versagern Kollegen werden

"Und dann machst du das SO und DAS SO und DAS SO. Und nicht etwas SO sondern SO. Nein, doch nicht SO, sondern SO." Ein Vorgesetzter erläutert, wie ein Raum vorzubereiten ist. Der Angesprochene weiß dabei sehr wohl, wie es geht. Der Rest der Crew im Raum: zuerst betontes dann betretenes Ignorieren.

 

"Dabei sind wir hier ja noch richtig nett." Irgendwann später. Tatsächlich?

 

Ganz und gar nicht. Wenn Menschen sich in ihrer Sprache gehen lassen, kann dies andere und sie selbst krank machen. Krank, wenn gesund - nach der WHO - das vollständige körperliche, geistige und seelische Wohlbefinden bedeutet, und nicht einfach die Abwesenheit einer Krankheit oder einer Schwäche. Zuerst ist es Anspannung, dann ist es Bauchweh oder Herzklopfen, und irgendwann ist es, je nachdem, wie oft so etwas passiert, einfach "keine Lust mehr".

 

Mit Sprachhygiene meine ich das respektvolle und höfliche Umgehen miteinander, auch beim Sprechen über nicht Anwesende.

 

Auch im Coaching geht es immer wieder um Dritte vor allem aus der Arbeitswelt des Klienten. Ein Beispiel: Ein Klient wundert sich über seine Wut seinen Vorgesetzten gegenüber. Seine Art sich auszudrücken wird zum Thema im Coaching. Aus "Idioten" und "Weicheiern" werden Chef1 und Chef2. Aus "Versagern" werden Kollege A und Kollegin B. Ziel ist dabei, eine emotionale Distanz zu schaffen, die eine klarere Beschreibung der Menschen und der Handlungen, auch der eigenen ermöglicht. Diese Beobachtungen kann der Klient dann analysieren, interpretieren und daraus Schlüsse ziehen.

 

Auch wird das Auftreten einer "Roten Wolke" durch Distanz etwas unwahrscheinlicher. Wenn Menschen primär erst einmal nicht andere zu Idioten erklären und alles Mist ist, so geraten sie selbst auch nicht gleich in Wut. Oder haben Sie es schon einmal geschafft, aus Idioten kluge Menschen werden zu lassen, mit denen Sie gerne zusammen arbeiten.

 

Eine unzureichende Sprachhygiene ist für ein Unternehmen teuer. Minuten, die mit Anschnauzen und Klatsch und Tratsch vergehen, werden zur Personalstunden. Die Zeit, die vergeht, um sich untereinander darüber zu beklagen, ebenfalls. Von gesundheitlichen Auswirkungen ganz zu schweigen.

 

Jetzt könnte ich das Lied der Unternehmensleitung anheben, die Sprachhygiene vorleben und damit ihre Mitarbeiter dazu anregen muss. Da ist noch etwas anderes: selbst machen. Grüßen und bitten und danken, und wirklich nur dann fragen, wie es dem anderen geht, wenn Sie es wissen wollen. Vielleicht treten Sie dann ja miteinander in einen Dialog.

 

Sprachhygiene ist ein Teil der methodischen und vor allem sozialen Kompetenz, ohne die es neben der fachlichen Kompetenz im Berufsleben nicht geht. Jedenfalls nicht dauerhaft gut geht.

 

Auf dem Klappendeckel von "Basiswissen Consulting" (*) heißt es: "Lassen Sie uns zum Äußersten greifen: Reden wir miteinander."


Höflich. Und mit Wertschätzung.

 

Christa Weßel - Mo, 16. September 2013

 

(*) [02.01.2018: In diesem Eintrag geht es um den mittlerweile vergriffenen Vorläufer der ersten drei Bände der Buchreihe Elche fangen ... Basiswissen für Berater und Führungskräfte, die 2017 im Weidenborn Verlag erschienen sind. Der zweite Band trägt nun dieses Motto im Titel: Menschen - Lassen Sie uns zum äußersten greifen ... reden wir miteinander

 

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