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Der Klient kennt die Lösung

... oder: Was Beratung und Action Research miteinander zu tun haben (können)

Wege finden

Da "Der Klient kennt die Lösung" mein leitendes Beratungsmotto ist (Philosophie) und ein Fachlektor mir wichtige Erkenntnisse für diesen Abschnitt in der Überarbeitung von "Basiswissen Consulting" gegeben hat, möchte ich auch an dieser Stelle kurz etwas dazu schreiben. Je nachdem, was meine Lektoren dazu sagen werden, werden Sie diesen Text im überarbeiteten Elch1 wiederfinden können - wenn er dann mal fertig ist.

Im Verlauf von Beratungsprojekten sollten Klienten ihre Zukunftsbilder und Ziele beschreiben, Analysen durchführen, Strategien formulieren, Entscheidungen treffen, Maßnahmen identifizieren und umsetzen können.  Mit anderen Worten: Der Klient ist für den Inhalt verantwortlich. Berater sind dafür verantwortlich, das der Prozess des Projekts und somit der Veränderung voran schreitet.


Der Klient formuliert Ziele und Entscheidungen und setzt sie um. Beratung folgt auf diese Weise dem Grundsatz Der Klient kennt die Lösung. Klienten haben in der Regel hohe Kompetenzen in ihren Gebieten und auch methodisch. Darum arbeiten Sie mit ihnen, nicht für sie.


Einen Ansatz dazu bietet Action Research. Dieser Ansatz geht auf Arbeiten von Kurt Lewin, Chris Argyris, Donald Schön und vielen anderen zurück. Kurt Lewin hat den Begriff Action Research in den 1940er Jahren geprägt. Er arbeitete am Massachusetts Institute of Technology, MIT, und führte Untersuchungen und Beratungen zur Gruppendynamik und zur Beziehung von Gruppen zueinander durch. In den USA ist es Tradition, dass Wissenschaftler und Professoren auch Berater von Unternehmen, Behörden und anderen Organisationen sind.


Lewin erkannte, dass die Soziologie nur durch die enge Zusammenarbeit von Praktikern und Wissenschaftlern neue, relevante Erkenntnisse entwickeln kann: „Socially, it does not suffice that university organization produce new scientific insights. It will be  necessary to install fact-finding procedures, social eyes and ears, right into social action bodies.“ (Lewin 1946, S. 38).


Als Vorgehen empfahl er dazu die Schritte Planung-Aktion-Untersuchung („planning, executing, and reconnaissance or fact-finding“ ebd, S. 38) Die Untersuchung dient vier Zwecken:

  • Evaluation: wurde das Geplante erreicht?
  • Lernen: allgemeine Einsichten zu den Stärken und Schwächen eine  Aktion oder Methode.
  • Material für die Planung der nächsten Schritte.
  • Material für die Überarbeitung des gesamten Planes.

Das Lernen erfolgt als gemeinsames Nachdenken der Untersucher und der Praktiker über die erhobenen Daten.
In die Beratung übertragen bedeutet dies: Wenn Sie als Berater mit Ihrem Klienten ein Projekt oder Teile davon planen, es durchführen und die im Rahmen des Projektcontrollings erhobenen Daten aus- und bewerten, machen Sie Action Research. Sie  beziehen die Beteiligten von Beginn an in die Formulierung von Fragen, die Datenerhebung, Auswertung und Reflexion ein. Dies fördert die Entscheidungsfindung, Zielsetzung und Maßnahmenplanung und Umsetzung.

Lewin K. Action research and minority problems. J Soc Issues 1946; 2 (4): 34-46. - http://www.comp.dit.ie/dgordon/Courses/ILT/ILT0003/ActionResearchandMinortyProblems.pdf (accessed on 23/07/2015)

Christa Weßel - Donnerstag, 23. Juli 2015

 

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