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Management by Walking

Abschluss Consulting 1 an der DHBW Mannheim und Ausblick auf 2018

Die ersten Jahresrück- und Ausblicke kommen. Gestern ging in Mannheim der erste Teil des zweisemestrigen Seminars Consulting zu Ende. Es gab wie immer nach den schriftlichen Reviews zu den diesmal fünf Seminararbeiten den persönlichen Austausch: "Worum ging es in Ihren Arbeiten? Wie haben Sie den Erstellungsprozess erlebt? Und was möchten Sie zu meinen Reviews anmerken?" Auch in diesem Jahr waren wieder sehr gute Arbeiten dabei, und es ist eine Freude zu sehen, welche Reflexionsfähigkeit, Aufgeschlossenheit und zunehmende fachliche Kompetenz die Studierenden zeigen. 


Abschließend nutzten wir wieder - wie auch schon in anderen Seminaren, das Interview aus der Wertschätzenden Erkundung [ELCHE FANGEN, Band 1 Kapitel 2, Band 4 Kapitel 6 - im Folgenden ausgedrückt als ELCHE FANGEN IV - 6]. Stark verkürzt: "Was ist das Besondere an der DHBW und an Ihnen hier als Studierende?" Wie so oft, fiel es auch hier einigen Studierenden schwer, einen positiven und Ressourcen orientierten Zugang zu finden. Negative Haltungen und Probleme sind ein kulturelles Phänomen in Deutschland und auch sicher in anderen Ländern. Aber es funktionierte dann doch.


Das war natürlich nicht alles an meinem letzten Seminartag in diesem Jahr an der DHBW. Abschluss und Ausblick auch mit Kollegen und dem Studiengangsleiter und - ganz wichtig - den Sekretärinnen. Sekretariate sind die Schaltstellen eines Unternehmens. Und wenn sie so fit sind, wie die, mit denen ich zusammenarbeiten darf, macht dies die Arbeit als externe Dozentin nicht nur leichter, sondern auch zu einem noch größeren Vergnügen.

 

Was ist Management?

Also hieß es Management by Walking. Dieses reale Beispiel habe ich dann gleich genutzt, um mit den Studierenden den Begriff Management und mehr anzuschauen.

  • Management: entscheiden, organisieren, steuern.
  • Walk to Talk: eine Methode aus der Beratung und dem Coaching [ELCHE FANGEN I - 9]
  • Walk and Talk: eine Explorationsmethode, um ein Unternehmen, eine Abteilung oder ein Projekt kennenzulernen und zu analysieren [ELCHE FANGEN IV - 10]
  • Management by Objectives: zielorientiertes Management. Die Führungskraft gibt die drei Eckpunkte der Qualität vor: Ergebnis, Zeit, Kosten [ELCHE FANGEN I - 9]  - und das Team oder die Abteilung entscheidet selbst, wie sie es umsetzen.

Management by Walking

Die Studierenden waren erstaunt: "Spazierengehen und Managen?" - "Das funktioniert ganz hervorragend. Nehmen Sie zum Beispiel an, Sie sind Assistentin der Geschäftsführung und außerdem für das Qualitätsmanagement verantwortlich. Also trinken Sie morgens erst einmal einen Kaffee und prüfen Ihre E-Mails. Und dann geht es los mit Notizbuch, Stift und Telefon. Sie besuchen Abteilungen, Teams und Führungskräfte. Und was machen Sie dann dort?" - "Fragen wie es läuft?" - "Zum Beispiel, und was sonst noch ansteht. Vieles können Sie unmittelbar klären. Und was passiert, wenn Menschen wissen, dass Sie jeden Tag zu einem bestimmten Zeitraum vorbei kommen werden?" - "Die warten auf Sie?" - "Genau. Sie rufen deutlich seltener an oder schreiben eine E-Mail, wenn sie sich darauf verlassen können, dass sie eine Frage sowieso in wenigen Stunden oder am nächsten Tag im persönlichen Gespräch klären können." - "Und wie lange ist man da so unterwegs?" - "Was denken Sie?" - "Na, ein bis zwei Stunden können das schon werden." - "Bingo. Eher zwei als eine. Es ist wie mit dem Daily-Stand-up in Scrum [ELCHE FANGEN I - 2]. Fassen Sie sich kurz und entscheiden Sie mit den Menschen vor Ort zügig, ob Sie eine Frage gleich klären können oder wie Sie weiter gemeinsam vorgehen wollen."


Als ich aus einer Pause zurückkam, haben wir gleich noch eine Methode angefügt.

 

Management by Phone

Frage an die Studierenden: "Was machen Sie, wenn Sie in einer E-Mail oder anderen digitalen Nachricht etwas lesen und denken: Ups, das funktioniert so nicht. Wichtiger Fehler?" - "Anrufen?" - "Genau, greifen Sie zum Äußersten, reden Sie miteinander, und zwar gleich." [ELCHE FANGEN II]


Die Idee entstand, weil in einem meiner 4 Jobs [Blog vom 30.08.2017] ein Fehler zu entstehen drohte. Die Verlegerin musste aktiv werden und ein Versehen bei den Bucheinbänden richtigstellen. Denn: ja, die Bücher sind vorgestern gedruckt worden, die Cover fast fertig und nun geht es ans Binden. Blogger Kollege Rudi Moos berichtet ...

 

Und wie sieht das Management by Walking am letzten Seminartag des Jahres aus?

Dies wollte ich ebenfalls von den Studierenden erfahren: "Worauf kommt es dabei an? Denken Sie daran, Sie sind als Dozent externer Dienstleister." - "Abschlussbericht, Evaluation, Rückblick, Ausblick, Socializing, Kontakte pflegen." - "Genau. Und - wichtig: Die Rechnung. Ohne Abrechnung kein Geld." [ELCHE FANGEN I - 12]


An der DHBW Mannheim ist es ganz einfach, weil alles auch räumlich nahe zusammenliegt. Mittagessen mit dem Studiengangsleiter. Rückblick und Ausblick: Was war? Wie war's? Was kann besser laufen und wie? Welche Termine haben wir? Und was können wir sonst noch zusammen machen?


Dann die ersten Stunden mit den Studierenden. Während sie nach gut zwei Stunden an einer Gruppenarbeit sitzen: Walk.


Die Abrechnung beim Studiengangsleiter abgeben. Den Kollegen hatte ich schon auf dem Weg zum Mittagessen getroffen. Von einer Kollegin verabschieden. Sie fragte auch, wie es den ELCHEN geht. "Gut, danke. Gestern sind sie gedruckt worden." - "Das ist schön. Das ist ja fast wie eine Schwangerschaft, bald sind sie da." - "Na, dann war ich diesmal ein Elefant. Zwei Jahre. Aber nein, Sie haben Recht. Am 8. März war ich beim Notar, Gründung des Verlages. Prima, dann sind es ja doch neun Monate."


Wenn Sie jetzt denken: Solche Projektvergleiche fallen nur Frauen ein - stimmt und stimmt auch wieder nicht. Studenten und Doktoranden meiner Forschungsgruppe in Aachen haben sich gefühlt wie werdende Väter als sie erst einmal verinnerlicht hatten, dass ihre Abschlussarbeit ihr Projekt und ihr "Baby" ist [ELCHE FANGEN II - 7 und IV - 17]. Vielleicht liegt das auch daran, dass während der fünf Jahre in dieser Forschungsgruppe drei Kinder auf die Welt kamen.


Schließlich noch Abschied von der Sekretärin, die für unser Seminar zuständig ist. Zufriedenheit mit der Zusammenarbeit. Organisatorisches: "Ich brauche immer Moderationskoffer und Flipcharts. Können Sie daran denken, sobald Sie die Termine für das nächste Semester bekommen?" - "Gerne." Und Vorfreude auf 2018: "Die Zusammenarbeit mit Ihnen macht Spaß." - "Ja, mir auch." - "Eine schöne Zeit, frohe Weihnachten und kommen Sie gut ins Neue Jahr." - "Sie auch!"

 

Abschluss und Ausblick mit den Studierenden

Auch die weiteren zwei Stunden mit den Studierenden gingen mit solchen Wünschen zu Ende. Zuvor gab es auch Raum für ihre Bachelorarbeiten.

 

Die Studierenden gehen jetzt in ihre vorletzte Praxisphase, während der sie ihre Bachelorarbeit anfertigen. Ich werde in diesem Winter keine Arbeit begleiten. Die Studierenden der vergangenen Jahre haben es immer wieder gesagt: "So, wie Sie es machen, ist es ein Coaching." [Blogs dazu unter Lernen & Lehren] Stimmt. Auch nach etlichen Gesprächen war bei der Hochschule und bei den Unternehmen der Studierenden zwar die Anerkennung hoch, aber es gab keine Bereitschaft zu einer angemessenen Vergütung.  Daher werde ich an der DHBW erst einmal keine Bachelorarbeiten mehr begleiten [Blog Zeit_Räume vom 24.03.2017].

 

Gestern gab es dazu einen Ausblick und zwei Ideen mit den Studierenden. "Können Sie nicht das Modul 'Wissenschaftliches Arbeiten' unterrichten? Dann haben wenigsten unsere Nachfolger etwas davon" hatte eine Studentin bereits vor einigen Wochen gefragt, als wir einen intensiv-Nachhol-Nachmittag dazu in Consulting 1 einbauten. Ja, werde ich. Doch dazu an anderer Stelle mehr.

 

Auch nutzten wir den Freiraum zum "Coaching to Go" [ELCHE FANGEN II - 9] für die Bachelorarbeiten von zwei Studierenden. Außerdem entwickelten wir die Idee, dass wir uns ja vielleicht im Verlauf der Arbeiten und des Winters zu einem Workshop treffen, über die Arbeiten sprechen und methodische und auch die eine oder andere fachliche Frage klären können. "Frau X in unserer Firma ist da offen für." - "Wer ist das?" - "Sie ist für die Fortbildungen zuständig." - "Na dann sprechen Sie mal mit ihr. Sie kann sich gerne bei mir melden."


Wie gesagt, die Studierenden und ich verabschiedeten uns mit Weihnachtswünschen. Für die Studierenden und ihre Arbeiten bin ich zuversichtlich. Es wird für einige nicht leicht werden, aber sie werden es hinkriegen - ebenso vielfältig, wie ihre Seminararbeiten in Consulting 1 geworden sind.


Christa Weßel - Mittwoch, 8. November 2017

 

Fachbuchreihe

Weßel C. ELCHE FANGEN ... Basiswissen Consulting für Berater und Führungskräfte.

Band 1 bis 4. Frankfurt am Main, Weidenborn Verlag 2017.

  1. BERATEN – Philosophien, Konzepte und das Projekt
  2. MENSCHEN – Lassen Sie uns zum Äußersten greifen ... reden wir miteinander
  3. WERKZEUGE – Von 8+1 W bis Smarte Ziele
  4. ENTDECKEN – Beobachtungen, Interviews und Fragebögen kompakt und kompetent angewendet