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Sozioinformatik

Die große Unbekannte?!

Kennen Sie das Weizenbaum-Institut für die vernetzte Gesellschaft? Der Untertitel auf der Eingangsseite lautet "Das deutsche Internet-Institut" - https://vernetzung-und-gesellschaft.de/. Wieder einmal erinnert wurde ich an dieses Institut durch eine Stellenausschreibung der TU Berlin zur Professur "Internet und Gesellschaft".

Professoren in der Sozioinformatik

Dort heißt es unter anderem:

 

...
Aufgabenbeschreibung:
Der/die künftige Stelleninhaber/in soll einen Arbeitsschwerpunkt im sachlichen Überschneidungsbereich der Technik- (Informatik) und Gesellschaftswissenschaften haben und insbesondere Techniksoziologiefragen aus den Bereichen datengetriebene Innovationen und Datenschutz; Digitale Identitäten, Privatheit und Selbstbestimmung; Management digitaler Infrastrukturen, Systeme und Prozesse; IT-Sicherheit und funktionale Sicherheit sowie Absicherung kritischer Systeme und Infrastrukturen in Forschung- und Lehre vertreten.
...

(Stellenticket TU Berlin Angebot 17 von 111 vom 14.02.2018, 12:08)

 

Wenn das nicht Sozioinformatik ist ...

 

Taucht irgendwo in der Stellenausschreibung der Begriff Sozioinformatik auf?

Ich habe ihn nirgends gefunden, weder in der Ausschreibung noch auf den Seiten des Weizenbaum-Instituts. Auch social informatics gibt es nicht, zum Beispiel in der englischen Ausschreibung zum Symposium am 15. Mai in Berlin - Weizenbaum Symposium: The Future of Work and Innovation in a Networked Society.


In der Sozioinformatik geht es um mehr als die vernetzte Gesellschaft. Es geht um die Frage: Was macht die Technik mit den Menschen? Was machen die Menschen mit der Technik?


Natürlich spielen das World Wide Web und das Internet, insbesondere das Internet 4.0, auch Internet of Things genannt, eine zentrale Rolle. Vernetztes Arbeiten passiert auch darüber hinaus. Mit Rechnern und Systemen umgehen und sie sinnvoll nutzen und gestalten zu können, betrifft auch weitere Bereiche.

 

Gibt es noch Computerbereiche ohne Internet?

Ja, die gibt es - noch. Dazu zählen Produktionssteuerungen in Betrieben oder auch, ohne GPS-Zugang an das Ziel einer Reise zu kommen oder eine Hausarbeit oder einen Artikel zu schreiben, ohne alle zwei Minuten bei Tante Wikipedia oder Onkel dict.cc vorbeizuschauen.

Ist Sozioinformatik nicht attraktiv?

Im Marketing lautet die Aufforderung immer wieder: Es muss attraktiv sein. Oder auch "sexy". Vielleicht findet die Eingrenzung auf "vernetzte Gesellschaft" ja statt, weil Sozioinformatik zu sehr an Sozialinformatik erinnert. Dieses Fach untersucht und entwickelt Anwendungen und Systeme für die Sozialarbeit, ähnlich der Medizinischen Informatik, die dies im Gesundheitsbereich macht.

 

Sozioinformatik hingegen ...

"... is the body of research that examines the design, uses, and consequences of information and communication technologies in ways that take into account their interaction with institutional and cultural contexts." (Rob Kling 2000)

Ein Besuch der Seiten des Rob Kling Center for Social Informatics an der Indiana University lohnt sich.

 

Social informatics ... How can we promote, learn, teach and use it?

So habe ich einen Beitrag genannt, den ich für das "Weizenbaum Symposium: The Future of Work and Innovation in a Networked Society" am 15. Mai 2018 in Berlin eingereicht habe.


In Berlin - und anderswo - möchte ich gerne, so der Abschlusssatz meines Abstracts: "... discuss with the audience how we as scholars, teachers and practitioners can promote the relevance and the contents of social informatics in education and our daily work."


Christa Weßel - Donnerstag, 15. Februar 2018


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