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Erden

Christa Weßel (2016) Spuren

 

Fein, ich bin wieder im Internetland, in diesem Fall, den Niederlanden. Darum ist auch unmittelbar die Umsetzung der Idee zum Buchtipp möglich. (Die Vorgeschichte erzählt Oase.)


Anlass zum Buchtipp ist das Gespräch mit einer Klientin. Wir sprachen über Yoga und Erden und ob denn körperliche Tätigkeit gut sei für die Stimmung. Natürlich haben wir beide das mit Ja beantwortet. Wobei ich allerdings sagen darf, mein Erden besteht eher aus Holzen. Das Sitzen auf dem Deck eines Bootes, das sich sanft in der Brise wiegt, erdet ungemein. 

Wir sprachen auch darüber, wie wichtig es ist, Körper, Geist und Seele in Einklang zu bringen. David Servan-Schreiber erzählt in seinem Buch "Die neue Medizin der Emotionen", warum und wie es funktionieren kann, mit Stress, Angst und Depressionen umzugehen, wenn wir einen körperlichen Ansatz wählen.

Es geht um Atmen, Meditation, Akupunktur, Augenbewegungen (EMDR), Licht, Ernährung, Bewegung und - der Mensch ist ein soziales Wesen - um Kommunikation. Beim kürzlichen erneuten Lesen dieses Buches, dass seit mehr als zwanzig Jahren einen prominenten Platz in meinem Regal einnimmt, fand ich besonders eingängig, dass Servan-Schreiber gewaltfreie Kommunikation als stärkende Kommunikation bezeichnet. Das Gegenüber stärkend und vor allem sich selbst. Mensch könnte sogar sagen, mit dieser Art der Kommunikation schützt sich ein Angegriffener. Das war dann auch Thema mit dem Menschen, von dem in Mobbing die Rede ist. Wir haben geübt:

QOB-OGE. Quelle - der Andere. Ort - enspannt, ungestört, mit ausreichend Zeit. Begegnung - freundlich, höflich. -- Objektivität - Vorfälle fakten-basiert schildern. Gefühle - berichten, was das mit einem selbst gemacht hat. Enttäuschung - die Traurigkeit darüber ausdrücken, dass es nicht gut gelaufen ist. 

Eine meiner Lehrerinnen im Gymnasium sagte gerne, das Enttäuschung etwas Gutes sein könne. Ent-Täuschung. Die Täuschung ist vorbei. 

Während es bei stärkender Kommunikation auch darum geht, sich selbst zu schützen, geht es bei einer weiteren Methode darum, dem anderen durch Zuhören mit dem Herzen zu helfen. Und zwar in 10 bis 15 Minuten mit ELSE. Vor den E kommt ein W: Was ist passiert? E: Welche Gefühle, welche Emotionen hat das in dir ausgelöst? L: was war das Schwierigste (das Buch ist in Oldenburg und ich in ..., ich komme gerade nicht darauf, wofür L als Wort steht). S: was hilft dir, standzuhalten? Das zweite E: Empathie. Du hast mein Mitgefühl. Die Geschichte, das Beispiel, das Servan-Schreiber dazu erzählt, möchte ich hier nicht vorwegnehmen. 

David Servan-Schreiber war Neurologe und Psychiater, der zunächst einen Weg als Wissenschaftler in den USA eingeschlagen hat und dann während seiner Facharztausbildung als Psychiater mehr und mehr mit dem in Kontakt gekommen ist, das jenseits von Medikation und Psychotherapie liegt. Er hat diese beiden Bestandteile weiterhin eingesetzt und "Die neue Medizin der Emotionen" hinzugefügt. Mit Ende Dreißig ist er nach Frankreich zurückgekehrt und leider sehr früh mit nur 50 Jahren verstorben. Er hat etliche Spuren hinterlassen. Dafür danke ich ihm. 

Christa Weßel - Dienstag, 03 Juni 2025 

 

Das Buch

David Servan-Schreiber. Die Neue Medizin der Emotionen. Stress, Angst, Depression: Gesund werden ohne Medikamente. Originaltitel: Guérir le stress, l'anxiété et la dépression sans médicaments ni psychanalyse (2003). Übersetzung: Aus dem Französischen von Inge Leipold, Ursel Schäfer. Goldmann Verlag, 2006. -- Erhältlich via https://www.penguin.de/buecher/david-servan-schreiber-die-neue-medizin-der-emotionen/taschenbuch/9783442153534 als Taschenbuch (12 Euro), besucht am 03 Juni 2025