· 

Vom Sinn der Klausuren

... im Kompetenzorientierten Lernen

Sinn, Zweck und Ziel von Klausuren ist, zu prüfen, ob die Lernenden ein Thema verstanden haben und auch außerhalb der Lernveranstaltung anwenden und darauf aufbauen können. Damit stehen auch Lehrende in einer Prüfung. Schaffen sie es, eine "gute" Klausur zu entwerfen und gut durchzuführen?

 

Woran ist eine "gute" Klausur festzumachen?

Zunächst einmal muss sich die Klausur am Curriculum und an den spätestens zu Beginn der Lehrveranstaltung bekanntgegebenen Lernzielen orientieren. Aus Bloom’s Taxonomy kennen wir sechs Lernziele - kennen, verstehen, anwenden, analysieren, synthetisieren, bewerten -, zu denen wir in PhD Theses, Doktorarbeiten noch das siebte, „kreieren“ hinzufügen. Die Umsetzung in der Lehre beschreibt der Blog vom 11.02.2012 - Was brauchen Lehrende? Lernen! ... für "How to become and stay a good teacher".

 

Neben den Lernzielen müssen die Studierenden auch den Klausurtermin rechtzeitig kennen. Rechtzeitig ist in meinen Augen zu Beginn des Semesters. Die Termine der Klausurenphase, der einzelnen Klausuren und von mündlichen Prüfungen sollten zuverlässig geplant und allen Beteiligten bekannt gegeben werden. Alle Beteiligte sind Studierende, Lehrende und Verwaltung eines Studienganges oder zumindest des Semesters. Planung und Kommunikation beispielsweise mit Hilfe einer eLearning Plattform sind Aufgabe der Leitung des Studienganges oder der Semesterleitung.

 

Dann ist zu betrachten, für welche Lernenden diese Klausur ist. Je nachdem ob es sich um Bachelor- oder Masterstudiengänge handelt, können unterschiedliche Niveaus zum Tragen kommen. So schlägt beispielsweise das Zentrum für Hochschuldidaktik der Dualen Hochschule Baden-Württemberg (ZHP) vor, für Studierende im Bachelorstudiengang bis Stufe 4 zu gehen. In den Seminararbeiten gehen wir, die Studierenden und ich, bis Stufe 7. Wir achten dabei darauf, bei den Anforderungen Status der Studierenden zu berücksichtigen.

 

Wozu eine Klausur?

Gewisse Dinge müssen wir in einem Gebiet "im Schlaf beherrschen". Dies soll beispielsweise bedeuten, 

  • dass uns Definitionen geläufig sind, 
  • wir unter anderem verstehen, wann und warum wir welche Instrumente einsetzen, 
  • und wir auch analysieren können, ob ein bestimmtes Vorgehen Sinn macht oder nicht.

Die Aussicht auf eine Klausur soll die Studierenden von Beginn des Semesters an dazu anspornen, gewisse Dinge zu verinnerlichen. Manch einer mag „ein Gebiet im Schlaf beherrschen“ mit schlichtem Auswendig-Lernen und -Können verwechseln. Es ist aber mehr. Wir können auch durch das kompetenzorientierte Lernen sicher in einem Gebiet werden.

 

In einer Klausur versuche ich heraus zu finden, ob die Studierenden in unseren Seminaren diese Kenntnisse erlangt haben. Dies lässt für mich zusammen mit den Evaluationen gewissen Rückschlüsse auf die Qualität meiner Lehre zu.

 

Woran können wir erkennen, ob eine Klausur angemessen ist?

Das wichtigste Kriterium ist die Gauss'sche Normalverteilung. Dabei kann sich der Gipfel in der Mitte der Notenskala befinden oder nach rechts oder links verschoben sein. Es darf jedoch nicht zwei Gipfel geben. Wenn es einige sehr gute und andererseits sehr schlechte Noten, aber nichts dazwischen gibt, ist zu untersuchen, ob für einen Teil der Lernenden diese Klausur unangemessen war. In so einem Fall sollte die oder der Lehrende sich Unterstützung bei Kollegen suchen. Dies können auch Studiengangsleiter sein.

 

Und noch etwas ...

.. ich gehe davon aus, dass Studierende immer versuchen werden, sich alte Versionen von Klausuren zu verschaffen und auch sehr erfolgreich darin sind. Also ist es unsere Aufgabe als Lehrende, die Klausuren und vor allem unsere Lehre so zu gestalten, dass wir in den Klausuren tatsächlich prüfen können, ob die Studierenden lernen konnten.

 

Christa Weßel - Sa, 23. Juni 2012

 

Blogrubrik Lernen & Lehren

 

< Coaching ... Vorgehen und Qualifikation    heute    Und nun: Die Masterarbeit >