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Szenarien

in Organisationsanalysen ... Das ist besser als Hollywood

Hafeneinfahrt blaugrau

"Stellen Sie sich vor ..." oder "Was wäre, wenn ..." oder "Wenn es keine Beschränkungen gäbe, weder zeitlich noch finanziell und Sie hätten die Experten, die Sie brauchen oder Sie können sie leicht finden, wie würden Sie dann arbeiten?" Fragen dieser Art lösen neue Ideen aus und lassen Beschränkungen verschwinden, die sich Menschen selbst auferlegen oder die in Organisationen gewachsen sind.

Organisationsanalysen (Buchreihe Elche fangen ...) und die Wertschätzende Erkundung (Blog vom 04.08.2015 und vom 21.10.2015) arbeiten damit. Auch die Software-Entwicklung (PDF) arbeitet so. Die Informatik verwendet fiktive, typische Anwender als Persona Model. Die Nutzung von Software wird als Use Case beschrieben und auch Szenario genannt.

Die Arbeit mit Szenarien kann mittels Geschichten, der ersten Seite einer Zeitung, auch Headlinigs genannt, als Zeitungsartikel oder als Film-Design erfolgen. Kleingruppen aus drei bis vier Personen arbeiten ungefähr dreißig bis sechzig Minuten daran. Wenn das Ganze im Rahmen von Workshops oder Seminaren stattfindet, stellen die Gruppen danach einander ihre Arbeit vor. Die Vorstellung und das Gespräch dazu sollten jeweils ungefähr zehn bis fünfzehn Minuten dauern. In allen vier Methoden ist die Visualisierung als Poster auf einem Flipchart oder an einer Tafel sehr hilfreich. Sie unterstützt den Zugang der Erzähler und der Zuhörer zum Szenario. Auf jeden Fall sollten Sie die Visualisierungen und - im Fall der Geschichten und des Film-Designs - die Texte in Ihre Projektdokumentation aufnehmen.

Dies machen die Studierenden und ich auch in unseren Seminaren Consulting und Strategisches Management. Sie zeigen immer wieder eine große Kreativität. Die Geschichte von Schwester Anna finden Sie im Blog vom 27.11.2013. Heute möchte ich Ihnen meine derzeitige Lieblingsgeschichte vorstellen. Derzeitig, weil in der Beratung und in Workshops und Seminaren fortlaufend neue Geschichten dazu kommen. Die Aufgabe lautete für Studierende im Master Public Health (Gesundheitswissenschaften) - [in eckigen Klammern kurze Erläuterungen meinerseits]:

Eine ländliche Kommune will die pflegerische und medizinische Versorgung ihrer Bevölkerung verbessern. In einem Workshop überlegen Experten aus Medizin, Pflege, Verwaltung und IT, wie dies erfolgen könnte. Unter anderem kommt dabei eHealth zur Sprache.
Die Aufforderung an die Teilnehmer lautet: Beschreiben Sie eHealth mit Hilfe der 8+1 W  [Blog vom  29.03.2012]. Wie könnte eHealth die pflegerische und medizinische Versorgung ihrer Bevölkerung unterstützen? Entwickeln Sie eine Geschichte und ein Poster dazu.

Und das kam im Sommer 2013 dabei heraus:

Rentner Rudi und sein iArmband
Rüstiger Rudi (70 Jahre)
Vorerkrankungen: Diabetes mellitus, Z. n. Myokardinfarkt [Zuckerkrankheit und Zustand nach Herzinfarkt]
Hobby: Nordic Walking
Rudi, möchte sich in seinem Alter gerne fit halten. Er hat von seinem Hausarzt, das neue iArmband (iA) verschrieben bekommen was ihm dabei helfen soll. Es ist ein Multifunktionsgerät, welches unter anderem, den Blutzucker, die Vitalwerte, den Hautturgor und Elektrodermaleaktivitäten messen kann. Rudi kann vorerst noch nichts mit dem Gerät anfangen, doch innerhalb kürzester Zeit entdeckt er immer wieder neue Techniken und Applikationen, die ihm bei Benutzung, sein tägliches Leben erleichtern können.
Rudi geht nun nicht mehr ohne sein iA Gerät aus dem Haus. Da heute wieder ein besonders schöner Tag ist, walkt Rudi seine gewohnte Strecke von 7 Kilometern. Nach circa 2,5 Kilometern, gibt sein iA Alarm. "Rudi – bitte trink was!" Dank einer integrierten EDA-Messung kann das Gerät Rudis Hautbeschaffenheit und Flüssigkeitshaushalt ermitteln. Rudi muss etwas trinken. Er droht auszutrocknen. Rudi hält zum Trinken kurz inne und das Gerät gibt ihm auch schon die nächste Info "Rudi – iss was. Dein Blutzucker ist zu niedrig." Rudi greift sofort in seine Tasche. Er ist bestens vorbereitet und hat - Dank iA Info - selbstverständlich immer ein Stückchen Traubenzucker dabei.
Da Rudi in der Vergangenheit einen Infarkt erlitten hat, ist es sinnvoll bei körperlicher Belastung das EKG zu kontrollieren. Mit einem zusätzlichen Brustgurt, kann selbst das iA-Gerät die Herzaktivität und Auffälligkeiten sofort erkennen. Mit dem Kauf eines extra Stirnbandes könnte sogar ein EEG regelmäßig geschrieben werden. So braucht Rudi keine Angst vor körperlicher Belastung zu haben. Er ist komplett überwacht und kann im Notfall natürlich immer den Notfallknopf drücken. Dieser weiß natürlich mittels GPS sofort, wo Rudi sich befindet und sollte Rudi doch einmal synkopieren [zusammenbrechen], schlägt das iA nach 120 Sekunden Alarm, sofern sich das GPS-Modul im iA unter einen gewissen Höhengrenze liegt. Selbst wenn Rudi ein wenig orientierungslos sein sollte, gibt das iA Gerät ihm mit freundlicher Sprache, den Nachhauseweg gerne an.
Damit die Angehörigen bei so viel Selbstständigkeit den OPA, Vater ... gar nicht mehr zu Gesicht bekommen können und weiter kommunizieren können, hilft die WalkiTalki Funktion. Mit dieser kann immer zwischen Angehörigen und Rudi kommuniziert werden.
Rudi macht sich nun auf den nach Hause weg. Die Gefahr, den Schlüssel zu verlieren, ist mittlerweile unbegründet. Das iA kann die Tür problemlos per Scan öffnen. Kaum zur Haustür herein gekommen, gibt das Gerät Rudi auch schon die nächste Info. "Rudi – du musst duschen. Du hast noch gleich dein Date mit Rita!!!"
[Studierende im Wiki des Seminars "Strategisches Management in Gesundheitseinrichtungen", Hochschule Fulda 2013]

Sie sehen: Für smarte Uhren, die nun langsam auf den Markt kommen, gibt noch sehr viele Möglichkeiten.


Christa Weßel - Mittwoch, 11. November 2015


Blogrubriken Organisationsentwicklung, Sozioinformatik und Wandel im Gesundheitswesen

 

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