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Let's work

Der Hackathon in der Sozioinformatik ... Workshop 6

Brückenbau

Wir haben zwei Tage intensiv an den Projekten der Studierenden gearbeitet, die Gegenstand ihrer Seminararbeit im Modul "Soziale Netze" im Bachelor-Studiengang IT-Produktmanagement mit dem Schwerpunkt Sozioinformatik an der Hochschule Furtwangen (HFU) sind.

 

In einer Arbeit geht es um die Frage "Wie kann das Marketing für ein Print-Medium im digitalen Zeitalter erfolgen?" Im Hackathon arbeiteten wir an der Verwendung digitaler und sozialer Medien verknüpft mit der klassischen Homepage eines Verlages und der Umsetzung mittels des Konzepts Single Source Publishing. Außerdem ging es um den Entwurf und die Erstellung von Filmen und Teasern für einen YouTube-Kanal. Single Source Publishing bedeutet, eine einheitliche Linie zu verfolgen und beispielsweise Bilder und Texte für die verschiedenen Medien gleichermaßen zu nutzen. Das Marketing-Konzept dieser Seminararbeit baut auf das Produkt- und Dienstleistungsmarketing des Story Sellings auf. Ein (oder mehrere) Protagonisten und ihre Geschichte bilden den roten Faden (@ L, M und T: nehmen Sie diese drei Aspekte - wie besprochen, mit der entsprechenden Literatur - in Ihre Arbeit auf.)

 

Die andere Arbeit befasst sich mit "Smart City": Wie kann aus - das liegt nahe - Furtwangen eine Smart City werden? Im Hackathon entwickelten wir auf der Basis der bisherigen Erkenntnisse weitere Ideen. Das Smart City Team hat mittlerweile einen Katalog von Maßnahmen, der aus drei Gruppen besteht. Für einige dieser Maßnahmen beschreiben sie die klassischen Schritte Analyse, Design, Implementierung und Evaluation. In der Sozioinformatik sind dabei die Stakeholder von besonderer Bedeutung. Neben dem vielleicht ursprünglichen Auftraggeber Kommune sind auch Bürger, Unternehmen und Experten aus IT, Technik, Umwelt, Soziologie und Psychologie mit im Boot - sie sollten es zumindest sein.

 

"Was ist eigentlich ein Hackathon?"

(Ein nicht ganz wörtlich wiedergegebener Dialog.)


"... Ich dachte, die sitzen nur da und programmieren." Für die Beantwortung dieser Frage einer Sekretarin aus der Informatik-Fakultät beim freitagmorgentlichen Kaffee durfte ich weiter ausholen.


"Programmieren: Das war bei den ersten Hackathons Ende der 1990er Jahre so. Software-Entwickler haben sich für ein bis zwei oder auch drei Tage - und Nächte - getroffen, um gemeinsam eine Software oder ein Softwaresystem zu entwickeln und oder Hardware zu bauen. Die große Stärke: Sie arbeiten an den Aufgaben, die ihnen Freude machen. Sie arbeiten in wechselnden Gruppen und Teams - so wie sie gerade Unterstützung brauchen und geben können. Und sie sind frei in ihren Zeiten. Über Pausen und Ruhe entscheiden sie selbst. Da müssen Sie eher aufpassen, dass die Beteiligten sich tatsächlich mal hinlegen oder was essen."


"Ah, und die Studenten im Seminar bauen an der Smart City."


"Genau, und am Produktmarketing für Printmedien mittels der Instrumente der sozialen Netze."


"Das ist gut, da können sie also ganz konzentriert arbeiten."


"Und sich vor allem auch über ihre Teamgrenzen hinweg Unterstützung und Inspiration holen. Denn der Trick in der Software-Entwicklung und auch im IT-Produktmanagement - denn das studieren sie ja - ist: Im Austausch werden sie stark. Hat ja Aristoteles schon gesagt: Das Ganze ist größer als die Summe seiner Teile."


"Und wie funktioniert das?"


"Die Studierenden haben sich vor dem Hackathon überlegt, woran sie arbeiten wollen und was sie am Ende des Hackathons fertig haben wollen. Am Beginn des ersten Tages haben wir die Aufgaben verteilt und einen Zeitplan aufgestellt, den wir heute Morgen, am zweiten Tag noch mal angepasst haben. Es war ja gestern Einiges passiert. Und dann ging es los. Kreuz und quer über die Gruppengrenzen hinweg."


"Ja, aber die programmieren doch gar nicht."


"Nein, sie bauen. Sie können alles bauen. Eine Software, ein Buch, einen Film. Der Trick: Sie haben einen und mehrere dabei, die Sie immer wieder draufgucken lassen und von ihnen Feedback erhalten. Zum Teil sitzen sie auch direkt zu zweit an einer Aufgabe. In der Software-Entwicklung nennt sich das Peer Programming." [Artikel dazu: Weßel et al 2008] "Und sie haben sehr viel geschafft - schon jetzt." Denn das Gespräch fand am Vormittag des zweiten Tages statt. "Das Faszinierende ist immer wieder im Hackathon: Wie schnell Sie gemeinsam neue Ideen entwickeln und umsetzen können. Sie [die Sekretärin] haben uns doch auch schon einige im Interview gegeben. Eigentlich sind Sie damit Teil des Teams."


"Na, dann habe ich ja wohl den Frauenanteil erhöht."


"Sicher. Schade, dass so wenige Frauen und Mädchen in den MINT-Fächern sind, immer noch." [MINT: Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik.]


"Ja, man muss in die Schulen. Letztens hatten wir hier auch den Girls' Day."


"Am besten ist, die Schülerinnen kommen hierher und gucken nicht nur, sondern machen. Eigentlich könnten wir doch einen Hackathon hier machen - für Schülerinnen."


"Das wäre klasse, da hätten sie bestimmt Spaß dran. Ich werde mal mit Frau # sprechen. Die organisiert die Workshops in den Schulen."


"Damit ist es endgültig klar: Sie sind mit im Team."


"Wieso?"


"Also, wenn das nicht gerade eine schnelle Entwicklung einer Idee für eine neue Dienstleistung war, mit Definition der nächsten Schritte, der möglichen Beteiligten und [das hatten wir auch besprochen] eines möglichen Datums - dann weiß ich nicht, wie sie sonst aussehen könnte."


Denn: Die Sekretärin hatte in unserem Gespräch auch noch eine Verbesserung für eine Idee der Smart City entwickelt.

 

[mehr zum Hackathon im Band 3 Werkzeuge]

 

Co-Teaching in Project-Based Learning

Unsere Lernveranstaltung "Sozioinformatik" arbeitet mit dem Amsatz des Projekt-basierten Lernens. Es ist lernerzentriert, kompetenzorientiert und nachhaltig. Im Continued Multi-discinplinary Project Based Learning kommt noch das Lernen über einen längeren Zeitraum unter der Beteiligung mehrerer Disziplinen hinzu. Mit meinem Co-Teacher Cord Spreckelsen habe ich in unserem Artikel von 2009 beschrieben, wie es funktioniert. Die Bande Menschen und Entdecken der Reihe Elche fangen ... erzählen weitere Hintergründe und Geschichten dazu.

 

Ein wesentliches Kennzeichen unserer Arbeit damals 2002 bis 2007 an der RWTH Aachen war das Lehren, Forschen und Begleiten der Abschlussarbeiten im Zweiergespann. Wir folgten damit dem vier-Augen-Prinzip des Qualitätsmanagements und der Intervisionskultur des Coachings und der Beratung. Außerdem deckten wir durch unsere unterschiedlichen Ausbildungen - Cord ist Physiker, Informatiker und Philosoph - mehrere Disziplinen ab.

 

Wie im Dezember im Gruppentreffen im Rahmen der Begleitung von drei Bachelorarbeiten in der Wirtschaftsinformatik (Blog vom 6. Dezember 2016), hatten wir auch in unserem Hackathon ein Co-Teacher-Gespann. Ein Kollege mit Expertise aus der Psychologie und der Informatik war mit mir nach Furtwangen gekommen.

 

Wir sind beide in und mit den Teams der beiden Seminararbeiten aktiv geworden und haben auf Augenhöhe mit den Studierenden an ihren Themen gearbeitet. Der Luxus für mich: ich bekam im Verlauf und auch in unserer Reflexion nach dem Workshop von meinem Kollegen Feedback zu meiner Arbeit als Dozentin und konnte unmittelbar einiges anpassen.

 

Hackathon in der Sozioinformatik ...was es gebracht hat

"Das war mein erster Hackathon. Klasse, so praktisch zu arbeiten." - Es war kreativ, inspirierend, hat Spaß gemacht und wir haben viel geschafft.

 

Dies waren die Kommentare der Studierenden in der Abschluss-Reflexion zum Ende dieses Workshops.

 

Mein Fazit: "Ich werde es wieder tun, wann immer das Seminarsetting so ist, dass ich einen - oder wie hier sogar zwei Tage - als Hackathon konzipieren kann."

 

Und möglichst mit Co-Teacher. Mal sehen. Es gibt ja noch das Thema "Psychologie des IT-Markts" im sechsten Semester. Ideen haben die Studierenden, mein Kollege und ich schon einige dazu ...

Aufgaben

zum Workshop 7: Digital Dexterity and Internet of Things

 

o Portfolio: Reflexion 3 - upload auf dropbox zum Mi, 31.05.2017 um 08:00
o Seminararbeit:
 Stand der Dinge;
 C in den nächsten Tagen: Texte und Tonaufzeichnungen auf dropbox
o Digitale Geschicklichkeit: Analyseergebnisse

Lesestoff

In Nachbereitung des Workshops (in der Reihenfolge ihrer Erwähnung):

 Weßel C. Workshopreihe "Sozioinformatik" zu den Modulen "Informatik im sozialen Kontext" und "Soziale Netze". Bachelor-Studiengangs IT-Produktmanagement mit dem Schwerpunkt Sozioinformatik an der Hochschule Furtwangen (HFU) Sommersemester 2017. 18. und 19. Mai: Let's work | Der Hackathon in der Sozioinformatik - Workshop 6.

  

Außerdem die hier im Text genannten Bände der Buchreihe [21.01.2018 aktualisiert]

 

 

Hier im Text zitierte Quellen:
  • Weßel C, Christoph U, Geisler S. Efficient Quality Assurance in Process Models – An Example: The Combination of Team Reviews and Pass Arounds. In: Höhn R, Petrasch R, Linssen O (Ed.). Vorgehensmodelle und der Product Life-cycle - Projekt und Betrieb von IT-Lösungen. 15. Workshop der Fachgruppe WI-VM der Gesellschaft für Informatik e.V. (GI). Shaker, Aachen 2008: 176 - 189. - pdf
  • Weßel C, Spreckelsen C. Continued Multidisciplinary Project-Based Learning – Implementation in Health Informatics. Methods Inf Med. 2009; 48 (6): 558-563. - Paper
Zur Vorbereitung des nächsten Workshops (Muss):
Christa Weßel - Sonntag, 21. Mai 2017

 

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