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Refugium: Kapitel "Ein eigener Verlag"

Die dritte Leseprobe hatte ich vor neun Tagen angekündigt, wenn ich den Druck freigegeben habe. Dies ist vor einigen Tagen passiert und noch das eine und andere mehr, das zu den Aufgaben eines Verlages gehört. Zur Einstimmung in den Teil "Bücher machen" des Buches "Refugium" hier nun die ersten Seiten des Kapitels …  

Ein eigener Verlag?!

Logbuch SYC, Do, 22 Sep 2016 19:50

Ost 2 Bf, 1020 mbar, 18 Grad, Sternenhimmel

Kommen kurz an Bord. Einkauf. 20:50 unter Deck alles ok. Deck und Aufbauten völlig durch Vogelmist und Spinnennester verdreckt. Polierter Rumpf sieht gut aus. Unterwasserschiff streifig (vom Regen?). Ruderoberkante & Flügel des Kiels nicht gemacht –> morgen im Werkplaats besprechen. Von René Filter ersetzt, siehe Haken am Di, 30.8. 

 

An diesem Abend bin ich mit einem Freund an Bord gekommen. Das Boot war vier Wochen an Land gewesen, um den Rumpf polieren und das Unterwasserschiff mit neuem Schutz versehen zu lassen. Dies erfolgt ungefähr alle zwei Jahre.

Plus Motorwartung (daher die neuen Filter) und Prüfung der Opferanoden am Rumpf (zum Auffangen der Elektrolyse) plus Prüfung der Dichtungen an der Schraube und am Bugstrahlruder. Eventuell müssen sie ausgetauscht werden, weil sie abgenutzt sind. In diesem Jahr war es nicht erforderlich.

Vogel- und Spinnenmist ließen sich am folgenden Tag gut entfernen, nachdem das Boot wieder im Wasser war, genannt "Kranen". Zuvor hatte die Werft-Crew die Oberkante des Ruderblatts und die Flügel des Kiels mit Schutzfarbe versehen. 

 

Warum & wozu?

Eine Band hat ihr Label, ein Maler oder eine Bildhauerin eine Atelier-Galerie, eine Autorin ihren Verlag. Atelier-Galerien gibt es hier im Städtchen, in dem der Hafen ist, und auch im Nachbarort etliche.

 

Als Wissenschaftlerin vor allem an der RWTH Aachen habe ich einige Erfahrungen mit Verlagen bei der Publikation von Artikeln und Büchern gesammelt. Solche Veröffentlichungen erfolgen in der Regel durch zwei bis vier Autoren (manchmal mehr). Die Verlage erwarteten nicht nur die Texte sondern auch die ihren Regeln entsprechend gesetzten Seiten. Also lernte ich, Artikel und Bücher zu setzen. 2010 löste die Frage eines Studenten "Können Sie nicht so ein Buch schreiben?" die Arbeit am Buch 'Basiswissen Consulting' aus (Kapitel 'Das Thema finden').

 

Die Veröffentlichung erfolgte durch einen Verlag, zu dem eine Kollegin einen Kontakt hergestellt hatte. Die Verbreitung der Bücher? "Wir veröffentlichen sehr viele Titel pro Jahr. Natürlich machen wir Ankündigungen, aber das meiste hängt eben doch von den Aktivitäten der Autoren ab." Ungefähr dies hörte ich aus diesem Verlag, als ich fragte, wie es dazu kommt, dass, vor allen wenn ich aktiv werde, die Verkaufszahlen steigen.

 

Prima, dann kann ich es ja selbst machen. Das nächste Buch machte ich als sogenannte "self publisher"in. Ein Dienstleistungsunternehmen übernimmt Druck und online-Vertrieb von Print- und ePub-Büchern und erhält dafür einen Anteil des Verkaufspreises. Das war es auch nicht wirklich. Vor allem gefiel mir die Qualität des gedruckten Buches nicht. Ich wollte in Inhalt und Ausführung hochwertige Bücher machen. Bücher, die langlebig sind und bei denen es Freude macht, sie immer wieder in die Hand zu nehmen.

 

Dies traute ich meinen Büchern zu, weil Kollegen sagten: "Dieses Buch ist zeitlos. Der Inhalt gilt auch in zehn oder zwanzig Jahren noch." Sie hatten 'Basiswissen Consulting' gelesen. Als dann eine Bekannte zu diesem Buch meinte "Darin stecken drei Bücher", tauchte zum ersten mal die Idee auf, einen Verlag zu gründen. Es gab 'Basiswissen Consulting' nur noch antiquarisch, das Buchlager war 2016 leer. Leser fragen nach einer Neuauflage. 

 

Auf der Frankfurter Buchmesse 2015 hatte ich mit ein paar der großen Verlage gesprochen, die in den Gebieten Wirtschaft und Organisationsentwicklung veröffentlichen. Sie waren aufgeschlossen, legten jedoch großen Wert darauf, dass der Stil meiner Texte und die Gliederung der Bücher ihrem Verlagsstil entsprechen sollte. Ein Verlagsmitarbeiter zeigte mir ein Beispiel aus ihrem Programm. Trocken und nicht so, wie ich schreibe. Also doch selbst publizieren: im eigenen Verlag. Der Verlag sollte mit einer vierbändigen Buchreihe starten. Allerdings muss ich hierzu ergänzen, dass der Verlag nicht meinen Lebensunterhalt erwirtschaften sollte. In den ersten Jahren war es eher umgekehrt und später ... das werden wir sehen. 

 

Endgültig fiel der Entschluss im September 2016, nachdem ich das Buch 'Mini-Verlag' von Manfred Plinke (2012) gelesen hatte. Dieses hervorragende Buch über das Büchermachen, -verbreiten und die betriebswirtschaftlichen Aufgaben in der Führung eines Verlages ermutigte mich. Rudi Moos berichtet im Verlagsblog von den Aufgaben.

 

Was macht eigentlich ein Verlag?

aus ... "Machen Sie Ihre Bücher bekannt"

https://www.weidenbornverlag.de/2017/06/03/die-isbn-sind-da/

 

"Sehr geehrte Frau Weßel,

vielen Dank für die Bestellung von ISBNs(*). Sie erhalten die Ihnen zugeteilten ISBNs zu Ihrer Verlagsnummer 978-3-947287 ..." Wir waren hier im Verlag ganz schön beeindruckt: "Verlagsnummer". Obwohl das ja eigentlich keine große Sache ist: ISBNs bestellen lässt sich innerhalb von fünf Minuten auf der Website der ISBN-Agentur für Deutschland, die beim MVB Marketing- und

[...]

 

aus: Weßel C. Refugium: Vom Bücher schreiben, machen & verbreiten auf einem Boot. 

S. 42 bis 44.

ISBN 978-3-947287-08-6 

Weidenborn Verlag 2021. 

 

Kurzbeschreibung & Inhaltsverzeichnis: blog 25 März 2021 

 

Das Kapitel geht noch einige Seiten weiter, bis Seite 47. Zum ersten Mal kommt hier der Blogger des Verlags, Rudi Moos, zu Wort. Wenn Sie jetzt schon lesen möchten, was Rudi erzählt, besuchen Sie gerne seinen Blog. Für Verlag und Autorin heißt es nun warten: auf die E-mail der Druckerei "es ist fertig". Derweil gibt es genug zu tun. Da sind ja noch weitere Akteure im Buchhandel. Um diese soll es in der nächsten Leseprobe gehen. 

 

Christa Weßel - Montag, 27 September 2021

 

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