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Ja? oder Ja!

Eine Unternehmung gründen und betreiben

Immer wieder begegnen mir Menschen, die fast schüchtern in ihre Freiberuflichkeit gehen oder ein Unternehmen gründen. Da tauchen dann Worte wie "ein paar Klienten" oder "ist nur nebenbei" auf. Zumeist sind es Frauen. Wenn ich dann sage: "Nun, das ist wie "ein bisschen schwanger"." Die meisten - Frauen, Männer, andere - verstehen mich sofort: das gibt es nicht. Wenn sie in die Freiberuflichkeit gehen oder eine Unternehmen gründen, ist das Ja oder Nein. Oder auch: Ja? - Ja!

 

Unabhängig davon, ob es um die Gründung und das Betreiben eines Betriebes, einer Praxis, eines Ladens, eines Ateliers oder eines Büros für ... geht:

 

It's Business

Ich schreibe dies auf Englisch, weil ich Menschen aus dem anglo-amerikanischen Raum und anderen Ländern als entspannt _und_ entschlossen erlebe, wenn es um's Geschäft geht. Im Folgenden schreibe ich Unternehmung. Damit sind Firmen, Betriebe, Praxen, Freiberuflichkeiten und vieles mehr gemeint, sprich alle Arten von Unternehmen (mehr dazu in Beraten, S. 31 ff., Abschnitt "Unternehmen – Organisationen"). Also gilt es, auch ein-Mensch-Unternehmungen professionell zu gründen und zu betreiben.

 

Handwerkszeug

Auch wenn Sie aus einem künstlerischen, sozialen oder therapeutischen Bereich kommen: Sie brauchen Basis-Wissen, -Kenntnisse und -Fertigkeiten in der Unternehmensgründung und -Führung. Sprich: rechtliche Bedingungen je nach Unternehmensart, Strategieformulierung, Finanzierung, Geschäftsplan, Instrumente des Digitalen Zeitalters (Web & Co), Buchführung, Controlling (das bedeutet: Steuerung Ihres Unternehmens) und möglichst auch zur Durchführung Ihrer Steuerklärungen und -Voranmeldungen sowie der Zusammenarbeit mit Finanzamt und - falls dies für Sie zutrifft - Gewerbeamt, Industrie- und Handelskammer, Handwerkskammer und andere Berufsverbände.

 

Je mehr Sie wissen, desto sind weniger sind Sie angewiesen auf andere. Sie sind tatsächlich selbstständig und souverän.

 

Dies hört sich nach viel an, lässt sich jedoch Schritt für Schritt gut bewältigen: start small. Wie so oft, beginnt alles erst einmal mit einem Traum, einer Idee, einer Skizze. Dann kommen die ersten Werkzeuge: 8+1W; Stakeholderanalysen, Marktanalyse, Finanzierungspläne, ... (mehr dazu in den Büchern Beraten und Werkzeuge). Wie ein kleines Unternehmen dann im laufenden Betrieb aussehen kann, erzählt die Crew vom Weidenborn Verlag: Verlagsarbeit, Blog vom 23 Nov 2021. Wie sich Buchführung, Controlling und die Zusammenarbeit mit dem Finanzamt gestalten lassen, erzählt der Blog-Eintrag Souverän selbst-ständig vom 08 Juni 2022.

 

Rat und Tat

Es gibt zahlreiche gute Fachliteratur in Buchform und Online. Sie können sich außerdem online und persönlich auf vielen Plattformen und in Institutionen beraten lassen. Ich habe mit meiner Unternehmensgründung sehr gute Erfahrungen in Frankfurt am Main mit der Industrie- und Handelskammer (IHK), dem Gewerbeamt, dem Finanzamt, dem Handelsgericht und im Austausch mit Kolleg:innen und Geschäftspartnern gemacht. Das Buch Refugium erzählt diese Geschichte einer Unternehmensgründung.

 

Vor allem brauchen Sie Ausdauer und ein starkes Motiv. 

 

Warum willst du auf diesen Berg?

Eine solche Frage beantworten Bergsteiger mit: Weil er da ist. Eine stärkere Motivation gibt es in meinen Augen nicht. Ich nehme dafür auch gerne den Begriff Commitment  (vgl. auch Andere arbeiten lassen, 2019, S. 56).

 

Synonyme für Commitment sind im Englischen dedication, devotedness, obligation, pledge, undertaking. Es stecken Verpflichtung, Engagement, Zusage, Einsatz und auch Hingabe darin. Es ist eine aus der eigenen Person kommende Motivation. Commitment entsteht, wenn sich Menschen mit einer Aufgabe identifizieren und darin selbst verwirklichen können.

 

Abraham Maslow (1908 – 1970) hat in den 1940er Jahren eine Hierarchie der Bedürfnisse entwickelt (Maslow 1954; Crainer 2000). Sie kennen vielleicht Abbildungen mit der Maslow'schen Bedürfnispyramide. Die Basis bilden physiologische Bedürfnisse, wie Wärme, Unterkunft und Nahrung. Dann folgen Sicherheitsbedürfnisse. Die nächste Stufe bilden die soziale Eingebundenheit (social or love needs) und das Selbstwertgefühl. Wenn all diese Bedürfnisse erfüllt sind, folgt schließlich die Spitze der Bedürfnishierarchie, die Selbstverwirklichung. Selbstverwirklichung bedeutet, dass ein Mensch sein persönliches Potential voll ausschöpfen und verwirklichen kann. "A musician must make music, an artist must paint, a poet must write, if he is to be ultimately at peace with himself." (Maslow, zitiert nach Crainer 2000, S. 109).

 

Menschen, die sich selbständig machen wollen, erlebe ich immer wieder als so stark motiviert: I have a Dream, Blog vom 07 Januar 2015.

 

Sie werden sehen oder erleben es vielleicht bereits: small is beautiful. Und kann dann gerne größer werden. Ich wünsche Ihnen viel Erfolg und Freude in und bei Ihren Unternehmungen. 

 

Christa Weßel - Sonntag, 18 September 2022

 

Lesestoff

Blogrubrik Organisationsentwicklung

 

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