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Elche in der Oper

und in agilen Projekten

"Als Späteinsteiger in die Welt des Coachings lese ich Ihr Buch Menschen mit großem Gewinn …" So beginnt Markus Kopfs Rezension des Buchs MENSCHEN (Leserstimmen im Weidenborn Verlag). Markus Kopf ist Regisseur, Business Coach und ein hervorragender Sprecher und Leser von Hörbüchern (Blog 03 Feb 2019). Er ist sich sicher: die "Elche" Macht, Karriere, Beziehungen und Fehler haben ihren Auftritt sowohl auf der Bühne als auch im "richtigen" Leben.


Es ist immer wieder schön, sich sowohl mit Künstlern, die außerdem als Coach arbeiten, als auch mit Kolleginnen und Kollegen aus Beratung und Projektmanagement auszutauschen. Diese Gelegenheit bot sich am vergangenen Freitag auf dem Workshop "Mit agilen Werten und Methoden des Projektmanagements zur Agilen Organisation" der Fachgruppe Projektmanagement der Gesellschaft für Informatik in Frankfurt am Main. Es war alles vertreten: noch ein Autor (und Berater), Projektmanager aus IT und Banken - und schließlich Menschen, die aus der Welt der Bahn berichteten.

Komplexe Großprojekte agil bewältigen

Tobias Freitag erzählte davon, wie die DB Netz es hinbekommt, eine App zu entwickeln, die automatisiert und in wenigen Sekunden den Kunden Strecke, Zeiten und den Preis anbietet, die sie für ihre Transporte buchen können - zum Beispiel wenn eine Chemiefirma einen Transport von Ludwigshafen nach Rotterdam durchführen will. Derzeit dauert es noch drei Tage, bis alles geklärt ist.


Ein Riesenprojekt, in dem innerhalb von drei Jahren mehr als hundert Experten aus IT, Projektmanagement und dem Anwendungsgebiet mit agiler Herangehensweise diese komplexe Aufgabe bewältigt. Mich erinnert dies an große Filmprojekte wie Avatar (Blog 25 Jun 2017). Auch hier arbeiten Menschen aus unterschiedlichen Firmen und Bereichen mehrere Jahre zusammen. Im Abspann vieler Filme taucht mittlerweile auf: An diesem Film arbeiteten X Menschen Y Stunden. Der Film schuf Z Jobs. Die Zahlen sind drei bis sechsstellig. So auch im Projekt "neXt Gesamtfahrplan", begleitet und durchgeführt durch bridgingIT, DB Netz und vielen Experten, die aus anderen Unternehmen kamen oder als Freiberufler in das Projekt eingestiegen sind.


(Das Foto dieses Blogeintrags zeigt übrigens die Rückseite der Wiener Staatsoper. Im August 2014 fanden dort nächtliche Dreharbeiten zu einem Film statt.)

Was war noch mal "agil"?

Zur Erinnerung: Der Impuls, Projekte "agil" durchzuführen stammt vor allem aus der Software-Entwicklung.


In der Software-Entwicklung nahmen sie [die Agilen Methoden] ihren Anfang. Mittlerweile
finden Agile Methoden weit darüber hinaus als Management-Instrument Anwendung, zum Beispiel im Projektmanagement, in der Personal- und Teamentwicklung und für Prozessbeschreibungen, -Kalkulationen, -Design und -Verbesserungen, in der Entwicklung von Aus- und Weiterbildungscurricula, im Verfassen von umfangreichen Dokumentationen oder Büchern und stufenweisen Evaluationen. Sie zeichnen sich durch ihre kurzen Arbeits- und Entwicklungszyklen und ihre kurzen Distanzen in der Kommunikation und damit in Hierarchien und Beziehungen zu internen und externen Kunden und Partnern aus.

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Ziel ist die Erstellung eines arbeitsfähigen Produkts zum Nutze des Kunden am Ende eines jeden – möglichst kurzen – Entwicklungszyklus. Kreativität, Motivation, Eigenständigkeit, Verantwortung und kontinuierliche Weiterbildung der Entwickler sind entscheidende Faktoren für den Erfolg des Projekts. Der Austausch untereinander spielt eine zentrale Rolle. Institutionalisiert wird diese Kommunikation unter anderem durch Reviews. Als grobe Regel lässt sich sagen, dass es nach zwei bis sechs Wochen jeweils ein tragfähiges Ergebnis gibt. Dies können eine Software, die der Kunde unmittelbar einsetzen kann, oder ein beschriebener und kalkulierter Geschäftsprozess sein. Teams bestehen aus sechs bis acht Menschen. Größere Projekte werden aus mehreren Teilschritten und von mehreren Teams durchgeführt. Die Koordination solcher Projekte ist eine besondere Herausforderung in der Anwendung Agiler Methoden.
(Weßel 2017b, S. 66 ff)

 

Und wie kann "agil" in traditionellen Unternehmen funktionieren?

Eine besondere Herausforderung stellt die Anwendung agiler Methoden in traditionellen Unternehmen dar.


Kein Unternehmen, Team, Organisation oder Projekt ist "nur" agil oder traditionell in seiner Arbeitsweise und somit seinem Selbstverständnis und seinen Werten und seiner Kultur. Zum Glück, denn eine Mischung aus formalen Prozessregeln und der Fähigkeit, rasch und gleichzeitig profund auf sich ändernde äußere oder innere Bedingungen reagieren zu können, sichert für Unternehmen und Projektteams das kurz-, mittel- und langfristige Überleben. Agilität wird dann nützlich, wenn sie sowohl ein Zeichen spontaner Reaktionsfähigkeit als auch bewusster und sich ständig verbessernder Arbeit in Projekten und Linienfunktionen ist. Darum ist es sinnvoll für eher traditionell orientierte Unternehmen, ihre agilen Stärken und Möglichkeiten zu entdecken und bewusst und gesteuert im eigenen Tempo und Rhythmus in der gewünschten Tiefe auszubauen.
(Weßel 2017a, S. 71)

Mit Elchen tanzen

In agilen und traditionellen Kontexten begegnen Menschen stets auch den Themen Macht, Karriere, Beziehungen und Fehler. Die Metapher des "Elchs auf dem Tisch" beschreibt, warum Menschen diese Themen nicht wahrhaben wollen. Das Buch MENSCHEN erzählt, wie Sie konstruktiv mit den schönen und nicht so schönen "Elchen" in Projekten und im ganz "normalen" Arbeitsalltag umgehen können.


Markus Kopf, Regisseur und Business Coach, schrieb mir:


Als Späteinsteiger in die Welt des Coachings lese ich Ihr Buch Menschen mit großem Gewinn. Meine Vorbehalte gegenüber Optimierungskonzepten und Baukastenangeboten in Coachingseminaren finden sich hier keinesfalls bestätigt. Hier schreibt eine Frau mit langjähriger Praxiserfahrung und der Fähigkeit vom „Kleinen“ ins „Große“ zu denken. Das Buch gibt klare und konzentrierte, gut in der Theorie verankerte Informationen für Führungskräfte und Berater. Als Künstler bin ich vom Bild des Elches enorm inspiriert. Als Regisseur ist es meine Aufgabe, nach den Abgründen in den Figuren zu suchen, also  nach dem tierhaften, dem wild riechenden, dem unbeherrschbaren …


Es freut uns (das Team vom Weidenborn Verlag), dieses Echo mit in den Leserstimmen aufnehmen zu dürfen.


Christa Weßel - Donnerstag, 28 Mar 2019

Lesestoff

 

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